Dienstag, 1. April 2014

Peter Pelikan – Briefe als Erziehungshilfe

Der Peter Pelikan e. V. gibt Eltern-Briefe und andere Broschüren heraus, die sich mit der Entwicklung und Erziehung von Kindern beschäftigen. Neben fachlich hochwertig aufgearbeiteten Informationen zum Entwicklungsstand von Kindern im Alter von 0 bis 6 Jahren, gibt es tolle Ratschläge, Spielideen und Tipps, die dazu beitragen, dass Eltern ihre Kinder ein wenig besser verstehen.



Briefe lesen statt Erziehungsratgeber wälzen


Eines vorweg: Ich bin zwar begeisterte Leserin von Ratgebern, solche, die die Entwicklung von Kindern in normative Phasen unterteilen, sind mir allerdings ein Graus. Selbst wenn dies häufig mit der, meist im Vorwort vermerkten, Prämisse geschieht, jedes Kind entwickele sich anders. Dem Buch „Oje, ich wachse!“ zum Beispiel konnte ich nichts abgewinnen, obwohl es mir von mehreren Menschen, die mir am Herzen liegen, empfohlen wurde. Als ich von den Erziehungsbriefen des Peter Pelikan e. V. hörte, war ich entsprechend skeptisch.

Die Eltern-Briefe des Peter Pelikan e. V.


Die Pelikan-Briefe gibt es seit mehr als fünf Jahrzehnten. Sie wurden in den USA unter anderem von Pädagogen, Psychologen, Erziehungsberatern und Ärzten entwickelt. Der Peter Pelikan e. V. unterstützt mit seinen „Briefen“ Eltern und Bezugspersonen bei der Erziehung. Die Elternbriefe sind zwei Dinge nicht: sie sind weder riesige Pamphlete noch oberflächliche Beschreibungen der allgemeinen Entwicklung, die Kinder haargenau durchlaufen sollten, um als „normal“ gelten zu dürfen. Vielmehr stellen sie, erarbeitet von Eltern sowie pädagogischen, medizinischen und psychologischen Fachkräften eine Übersicht dar. Sie zeigen auf, was Eltern in einzelnen Altersphasen erwartet, welche Entwicklungsschritte Kinder machen und wie Eltern damit umgehen können. Die behandeln die Ursachen bestimmter Verhaltensweisen und kindlicher Reaktionen. Darüber hinaus beschäftigen sie sich mit den Möglichkeiten der Förderung und Freizeitgestaltung. Die geschieht ehrlich und authentisch. Beim Lesen hat man als Mutter (oder Vater) weder das Gefühl, das eigene Kind sei ein absoluter Überflieger noch es hinke in seiner Entwicklung meilenweit hinter seinen Altersgenossen hinterher. Natürlich wird es immer Abweichungen geben. Es ist eben nicht jeder Mensch gleich. Die Eltern-Briefe vermitteln beim Lesen dennoch nicht den Eindruck, dass solche „Abweichungen“ bedenklich seien. Gleichwohl weisen sie auf Problemfelder hin und benennen Verhaltensweisen, die darauf hinweisen, dass die Hilfe einer Fachperson in Anspruch genommen werden sollte. Mir persönlich haben besonders die Tipps und Ideen zum Spielen gefallen. Bei ihnen steht das Interesse der Kinder in der jeweiligen Altersstufe im Vordergrund, nicht etwa das, was Kinder irgendwann einmal können sollten und womit man daher schon einmal anfangen muss. Die Spieletipps orientieren sich an dem möglichen, altersgemäßen Aufmerksamkeitsspannen und betonen die Möglichkeiten von Kindern im jeweiligen Alter.

Broschüren und Filme über die Entwicklung von Kindern


Erhältlich sind im Online-Shop mehrere Broschüren zu herrlich entspannten Preisen. „36 Peter-Pelikan-Elternbriefe für das 1. bis 6. Lebensjahr – komplett“ umfasst dabei die Phase von der Geburt bis zum Schuleintritt. Erhältlich sind jedoch auch einzelne Broschüren für Kinder zwischen 0 und 3 sowie zwischen 3 und 6 Jahren. Es gibt darüber hinaus Eine Broschüre zu Schwangerschaft und erstem Lebensjahr sowie eine gesonderte Broschüre zu Krise, Trennung, Scheidung und Stief-Familie. Eine DVD mit dem Titel „Wie Babys sich entwickeln“ ist ebenfalls preisgünstig im Shop erhältlich.

Express-Briefe im Gratis-Download


Als Gratis-Download steht der Expressbrief zur Verfügung. So widmet sich ein Eltern-Express-Brief für Eltern von Kindern zwischen 3 und 6 Jahren beispielsweise den „Starken Charakteren“ – eine angenehm entspannte Umschreibung für die gern als oppositionell oder trotzig bezeichneten Kinder, die ihren Gefühlen und Wünschen besonders ausgeprägt Ausdruck verleihen. Als Mutter eines charakterstarken kleinen Jungen habe ich zu diesem Thema bereits viele Ratgeber gewälzt – mit mäßigem Erfolg. Viele Bücher beschäftigen sich mit dem maßgeblich oppositionellen oder trotzigen Verhalten. Einen Hinweis auf die positiven Seiten, die diesen Verhaltensweisen zugrunde liegen können und die Schwierigkeiten, die sich daraus mitunter ergeben, habe ich selten erhalten. Schon bei der Frage danach, was denn unerwünscht sei, scheiden sich die Geister – wie jeder, der selbst Kinder hat, im kinderentfremdeten Alltag sicher schon einmal zu spüren bekommen hat. Ich zum Beispiel ernte regelmäßig schale Blicke in der Straßenbahn. Nicht etwa, weil mein Kind rasend herumrennt, sich auf dem Boden wälzt oder sich sonst irgendwie unangemessen gebärdet – nein, er SPRICHT! Ja, als gefühlsstarkes Kind hat er die Angewohnheit, seiner Freude Ausdruck zu verleihen und ruft dann schon mal etwas lauter: „He, Mama, schau mal!“ Oder „Oh jjjjaaaaa!!!!!!!!!!!!!“ Selbst dafür ernten Kinder bei uns im Norden schon mal entsetzte Blicke. Schade, ich selbst nehme mir lieber ein Beispiel an der kindlichen Fähigkeit, Freude auszudrücken als an den verbrummelten Gemütern, die schon morgens Frust ausstrahlen.

Aber zurück zum Thema – der Elternbrief von Peter Pelikan ist auf seinen zwei Seiten bemerkenswert vielschichtig. Er bedient beides – die Beschreibung von tatsächlich beachtenswerten und bedenkenswerten Verhaltensweisen sowie die Anregung, über deren Ursachen nachzudenken. Keinesfalls liegen diese nämlich in der Natur trotziger Kleinkinder. Sicher gibt es Kinder, die unter ADHS leiden. Es gibt aber auch Kinder, deren Eltern Durchsetzungsfähigkeit höher schätzen als Angepasstheit und deren Verhalten sich eben demgemäß gestaltet. Statt Strafen (es gibt Ratgeber, die tatsächlich empfehlen, Kinder einzuschließen!!!!) wird der Fokus auf Konsequenz und positive Bestätigung gelegt und somit ein Grundstein für eine entschlossene, liebevolle Eltern-Kind-Beziehung gelegt.

Mehr Informationen zu Peter Pelikan findet ihr hier:
http://www.peter-pelikan.org/

2 Kommentare:

  1. Habe das Buch mit Peter-Pelikan-Briefen Geschenk bekommen. Kann nur positiv beurteilen habe meine Freundin zu Geburt ihres Sohnes auch das Buch geschenkt. Konnte in vielen Situation für mich hilfreiche Sachen aus dem Buch rausnehmen.

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  2. Wie schön, dass auch ihr gute Erfahrungen mit den Peter-Pelikan-Briefen machen konntet. Auf die Idee, sie zu verschenken, bin ich noch gar nicht gekommen, mache ich demnächst aber bestimmt auch mal. Euch alles Gute und vielen Dank für den Kommentar!

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